Party bis in den Morgen

Der USV Halle feiert mit dem Sieg gegen Glauchau die Meisterschaft in der Mitteldeutschen Oberliga und seine Rückkehr in die dritte Liga.

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von Enrico Werner (Mitteldeutsche Zeitung)

halle/mz – Es war eine besondere Auszeit, die Mario Schellbach da genommen hatte. Drei Minuten vor Spielende rief der Co-Trainer der Handballer vom USV Halle am Samstagabend seine Spieler zusammen. Nicht etwa, um sie neu einzustimmen. Sondern, um ihnen mitzuteilen, dass sie als Meister aufsteigen. Er wusste, dass der HC Einheit Plauen sein Heimspiel ge­gen den HC Aschersleben mit 24:28 verloren hatte. „Ich hatte ei­ne Standleitung per WhatsApp zur Physiotherapeutin von Aschersleben”, berichtete Schellbach, der seinen Posten als Co-Trainer nach der Saison aufgibt. „Ich wusste schon in der 37. Minute, dass Plauen verloren hatte.”
Er gab die Info an Trainer Jörg Neumann weiter und drei Minuten vor Schluss wurde beim Stand von 29:23 dann auch die Mannschaft während des Spiels informiert. „Ich hatte noch gedacht: ,Hä, was ist denn jetzt los?'”, erklärte Rück­raumspieler Robert Pannicke spä­ter. „Dann ging der Blick auf die Anzeigetafel und es war klar: Das Ding ist durch.”

Und so versank die Sporthalle am Bildungszentrum schon wäh­rend des Spiels im kollektiven Ju­bel, als Hallensprecher Sebastian Seil-Römer auch offiziell das Ergebnis aus Plauen durchgab. Die Auswechselspieler sprangen auf die Bänke, von den Rängen gab es von den 550 Zuschauern minuten­lange Standing Ovations.
Der USV Halle hat dank der Nie­derlage von Plauen und des eige­nen 30:25-Erfolgs gegen den HC Glauchau/Meerane einen Spieltag vor Schluss Meisterschaft und Auf­stieg in die dritte Liga eingetütet. Nach vier Jahren kehrten die Hal­lenser vor den Augen von Oberbürger­meister Bernd Wiegand als USV Halle in die dritthöchste Handball-Spiel­klasse zurück. Der erste Platz ist dem Verein bei drei Punkten Vorsprung vor dem HC Einheit Flauen nicht mehr zu nehmen.

Dafür reißen wir uns den Arsch auf”

„So ist es schön. Deswegen spielen wir Handball. Dafür stellen wir uns hierhin und reißen uns den Arsch auf. Es macht riesigen Spaß, ein Teil dieser Mannschaft zu sein”, ju­belte der sonst oft krittelnde Jörg Neumann nach dem Spiel und kam dann aus dem Loben gar nicht mehr heraus. „Als Typen sind die Spieler grandios. Mit solchen Leu­ten zu arbeiten, ist einfach. DieMannschaft hat es mir leicht ge­macht.” Und dann kam der mit Bier übergossene Coach auch auf seinen Vorgänger zurück. „Martin Oster­mann hat gute Arbeit gemacht. Er hat eine gute Mannschaft zusam­mengestellt.” Der Ex-Trainer hatte innerhalb von zwei Jahren aus ei­nem Abstiegs- einen Aufstiegskan­didaten geformt. Logisch, dass auch Ostermann am Samstag vor Ort war, um zu erleben, wie sein Nachfolger seine angefan­gene Arbeit vollendete. „Es ist schön, dass er da war. Auch er hat einen An­teil am Aufstieg”, meinte Rück­raumspieler Maximilian Haase. „Wir haben uns Stück für Stück verbessert. Und jetzt haben wir un­ser Meisterstück abgeliefert.”

“Es war eine geile Saison. Die Jungs leben in der Euphorie” (Andreas Silbersack – Vorstandsvorsitzender USV)

Mit Meisterschale, Medaillen und eigens angefertigten weißen Aufstiegs-T-Shirts dekoriert, po­sierten die Spieler dann vor dutzenden Handys und liefen Ehren­runde um Ehrenrunde. „Das ist einfach supergeil. Es war eine geile Saison. Die Jungs leben die Eupho­rie”, freute sich Andreas Silber­sack. Der Präsident des Landes­sportbundes ist auch Chef des USV Halle. Nach der feierlichen Übergabe der Meisterschale durch Steffen Müller, den Vorstandsvorsitzenden des Mitteldeutschen Handball-Ver­bandes, ging es dann richtig rund.

Bis 5 Uhr morgens gefeiert

„Heute gibt es kein Limit. Es wird keiner ins Bett gehen, bevor es hell wird”, kündigte Haase schon kurz nach dem Spiel an. Bis 1 Uhr wur­de noch in der Halle mit Bier und Zigarren gefeiert, dann schwärm­ten die Spieler in Trainingsklamot­ten in die Neustädter Diskothek Sky aus. „5:07 Uhr kam die letzte Nachricht in der offiziellen Whats-App-Gruppe”, erzählte USV-Schatzmeister Torsten Kamenz schmunzelnd. „Ich war gegen fünf Uhr zu Hause”, sagte auch Panni­cke, der sich bei Facebook kurzer­hand in „Robert Aufsteiger Panni­cke” umbenannte. „Der harte Kern ist glaube ich noch später zu Hause gewesen.”

Torwart Helmut Feger und Links­außen Maximilian Gruszka sollen die letzten USV-Spieler gewesen sein, die in den frühen Morgen­stunden gestern ins Bett gingen. Mit dem wohligen Gefühl eines Aufsteigers.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung Halle – Printausgabe vom 04.05.2015

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