Aufstieg durch die Hintertür?

Handball: Die USV Männer in der Oberliga könnten vom Verzicht der Spitzenmannschaften profitieren. Aber noch ist keine Entscheidung gefallenen.

von Enrico Werner – Mitteldeutsche Zeitung

halle/mz – Jörg Neumann hatte schon früh seine Schäfchen ins Trockene gebracht. Bereits vor der laufenden Saison hat der Handball-Trainer des Oberligisten USV Halle an sein Team wichtige Fragen ge­stellt: Wollt ihr in die dritte Liga? Würdet ihr den Mehraufwand auf euch nehmen? Die Antwort war eindeutig. „Die Mannschaft würde den Weg gehen”, stellte Neumann fest. „Nur ein bis zwei Leute haben Bedenken angemeldet.”

Die Fragen waren wichtig. Schließlich ist die Mannschaft nach dem 28:23-Erfolg am Samstag gegen die GoGo Hornets und dem Remis des Tabellenführers HC Glauchau/Meerane bei TuS Radis wieder auf zwei Punkte an die Sachsen herangerückt. Die erste Botschaft des Samstags war: Das Team hat den Drittliga-Aufstieg wieder in der eigenen Hand.

„Halle hat die dritte Liga verdient.” – Maximilian Haase Rückraumspieler USV Halle

Die zweite, wohl wichtigere Er­kenntnis ist aber, dass der erste Platz dafür vielleicht gar nicht not­wendig ist. Denn sowohl der Tabel­lenführer HC Glauchau/Meerane als auch der Dritte HC Einheit Plau­en haben große Bedenken bei der Aufstiegsfrage. „Beide halten sich bedeckt und müssen noch ihre Fi­nanzen prüfen. Es gibt keine festen Zusagen”, erklärt Klaus Rupprich, Staffelleiter des Mitteldeutschen Handball-Verbandes. „Nur der USV würde sein Aufstiegsrecht wahr­nehmen wollen.” Endgültige Unter­lagen müssen bis Mitte April ein­gereicht werden.

Plauen müsste Etat verdreifachen

Verzichten Glauchau und Plauen auf den Aufstieg, könnte der USV auch als Zweiter oder Dritter in die dritte Liga aufsteigen. Im sächsi­schen Plauen werden die Beden­ken sogar offen ausgesprochen. „Bei uns gibt es keine Aufstiegspla­nungen”, erklärt Pressesprecherin Sabrina Lux. „Das wäre ein Risiko.” Die Fakten im Vogtland sprechen eine klare Sprache. Der Etat von knapp 90000 Euro für den Gesamtverein müsste verdreifacht werden. Das ist schwierig in einer Region ohne große Wirtschaftsun­ternehmen. „Auch sportlich ist die junge Mannschaft noch nicht so weit. Sie braucht noch Zeit”, meint Lux.

Ähnlich ist die Situation in Glau­chau. „Wir haben bis Ende des Mo­nats Zeit und lassen uns alle Möglichkeiten offen”, meint Vereinschef Jens Rülke.
Doch USV-Trainer Jörg Neumann, der selbst 2010 schon einmal drei Monate die Mannschaft trainiert hat, kennt das Umfeld genau. „Die Lage von Glauchau ist nicht gut. In der dritten Liga hätte die Mannschaft keine Derbys mehr. Wenn der sportliche Erfolg ausbleibt, kommen keine Leute mehr. Ich glaube, das Team hätte mehr Freude in der vierten Liga.”

Ganz anders die Konstellation an der Saale. „Für uns ist die Liga deutlich attraktiver. Wir hätten Derbys mit Dessau, Bernburg und vielleicht auch Köthen”, meint Neumann. „Ich bin sicher, dass der Verein das auch finanziell gut hinbekommen wird.” Im Hintergrund setzt der USV gerade alle Hebel in Bewegung, um den geschätzten Etat von 120 000 Euro auf mindes­tens 250 000 erhöhen zu können. Auch sportlich hält Neumann gro­ße Stücke auf sein Team. „Wir ha­ben die Qualität für die dritte Liga.” Rückraumspieler Maximilian Haase hat den Traum von der dritt höchsten Spielklasse fest im Kopf „Halle hat die dritte Liga verdient Wir haben als Mannschaft dieses Ziel”, wenngleich er einräumt dass es nicht schon in diesem Jahi unbedingt klappen muss.

Fehlt Sogalla im Endspurt?

In den Diskussionen um die Aufstiegsambitionen der Konkurrenz; war der Erfolg des USV am Samstag beinahe eine Randnotiz. Die Gäste aus Thüringen hielten die Partie lange offen. Bis zum 21:21 verlief das Spiel auf Augenhöhe Dann kam der USV mit schnellen Gegenstößen zu einem doch noch ungefährdeten Erfolg. Neumann beschäftigten vor allem die Verletzungen der Topwerfer Maximilian Haase und Pierre Sogalla. Haas hatte sich während des Spiels den Ringfinger an der rechten Hand ausgekugelt, Sogalla zog sich einen Bänderriss im Knöchel zu. „Ich rechne damit, dass ich am Wochenende wieder spiele”, meint Haase. Sogalla wird der Mannschaft mindestens am Wochenende fehlen, wahrscheinlich sogar länger.

Endspiel um Titel?

Der USV hat nach dem Glauchau-Patzer die Meisterschaft in der eigenen Hand. Beim direkten Duell am 2. Mai in Halle könnten die Saalestädter zu den Sachsen aufschließen und – ein Sieg mit drei Toren vorausgesetzt – im di­rekten Vergleich vorbeiziehen.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung Halle – Printausgabe vom 17.03.2015

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