Zeit für Endspiele

Aufsteiger USV kassiert in der dritten Liga die vierte Niederlage im vierten Spiel. Maximilian Haase appelliert an seine Mannschaft.

VON ENRICO WERNERMitteldeutsche Zeitung Halle

Das aktuelle Facebook-Profil-Foto von Maximilian Haase schwelgt noch in Erinnerungen. Die Fäuste bal­lend, die Meisterschale schwen­kend, stehen da noch immer in weiß gekleidete Handballer vom USV Halle. Rückraumspieler Haa­se mittendrin. Das alles ist gefühlt sehr lange her und stammt aus einer emotio­nal vergessenen Zeit. Das Foto ist aus dem Mai, als der USV den Auf­stieg in die dritte Liga schaffte.

Das war mir fast klar”

Wie schnell sich Dinge doch än­dern. Denn die Euphorie von vor vier Monaten ist vollends verflo­gen. Das Foto ist zum Relikt gewor­den. Bei den USV-Handballern herrscht grauer und trister Drittli­ga-Alltag. Am Sonntag kassierte das Team beim 23:33 beim HSV Bad Blankenburg im vierten Sai­sonspiel die vierte Niederlage. Die dritte mit zweistelliger Tordiffe­renz. Der letzte Tabellenplatz ist die ernüchternde Momentaufnah­me für Halles Handballer. „Wenn ich ehrlich bin: Das war mir vor der Saison fast klar, als ich die Ansetzungen gesehen habe”, sagte USV-Trainer Jörg Neumann. Er ist Realist durch und durch. Auch in Bezug auf sein Team. Die zweite Halbzeit im Spiel am Sonntag war dann aber doch uner­wartet. Zur Halbzeit lag der USV beim 14:15 mit nur einem Tor in Rückstand – um danach völ­lig einzubre­chen. Schon wieder. Es sind wie­derkehrende Fehler, die die Mannschaft macht. „Wir ha­ben zu schnell abgeschlossen, wollten es mit der Brechstange probieren. Wir sind von unserem Konzept abgekom­men”, klagt Neumann.

Dem USV fehlt Erfahrung in sol­chen Situationen. „Das zieht sich durch die Spiele durch”, sagt auch Haase. „Es muss ein Problem ge­ben.” Woran hapert es? An der Fit­ness, am Kopf oder schlicht an der Qualität des Kaders? An allem wohl ein bisschen. „Wir haben nicht den Kader, wo man ohne Qualitätsver­lust durchwechselt”, sagt Haase. Und: „Manche Spieler haben ein konditionelles Problem”, erzählt Neumann. Das könnte man im Trai­ning beheben. Doch dafür ist gar keine Zeit. Drei Trainingseinheiten pro Woche, da­zu Montag Fit­nesstraining. Das war in der Oberliga so und ist jetzt in der dritten Liga nicht anders. Weil es auch gar nicht an­ders geht. „Die Spieler gehen zu 90 Prozent acht Stunden am Tag arbeiten. Die brauchen auch mal Zeit für sich”, erklärt Neumann. Der USV ist noch immer eine Freizeitmannschaft. Kein Spieler lebt vom Handball. Der Gegner aus Bad Blankenburg trainiert bei­spielsweise acht Mal die Woche. Da ist natürlich mehr möglich. Auch finanziell gesehen. Trotzdem: „Wenn wir alles abru­fen, dann haben wir die Qualität für die Liga”, sagt Haase. „Aber wir dürfen diese eben nicht nur 30 Mi­nuten abrufen.” Der Lenker im USV-Spiel appelliert daher an sein Team: „Das Spiel am Wochenende ist das erste Endspiel. Wenn wir das nicht gewinnen, dann wird es finster. Wenn du das nicht ge­winnst, wird es eine bittere Saison. Dann wird das ein mentales Pro­blem.”

Duell gegen Vorletzten am Samstag

Am kommenden Samstag emp­fängt der USV den Vorletzten Ein­tracht Baunatal. Der Zweitliga-Ab­steiger ist wie der USV bisher sieg­los. Aber auch da ist Trainer Neu­mann Realist. „Zaubern steht nicht auf der Tagesordnung. Wir müssen höllisch aufpassen, dass das nicht daneben geht.” Die Mannschaft wünscht sich den ersten Erfolg in der neuen Li­ga. Klappt das, kann auch Maximi­lian Haase sein Profilfoto bei Facebook endlich mit einem Jubelbild erneuern und muss nicht mehr in Erinnerungen schwelgen. Zeit wird’s ja.

Quelle: Printausgabe Mitteldeutsche Zeitung Halle vom 22.09.2015

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